Autor/enOtto, Berthold/ (Hrsg.)
TitelDer Hauslehrer. Wochenschrift für den geistigen Verkehr mit Kindern. 12. Jahrgang, Nr. 19. (Inhalt: Berthold Otto: Zur Reformation der Schule. S. 213. - Wilhelm Frisch: Vor hundert Jahren. S. 215. - Fritz Meyer: Aus der Hauslehrerschule. S. 219. - Fritz Müller: Es geht vorwärts. S. 221. - Mitteilungen und Anzeigen. S. 223)
OrtGroßlichterfelde
Datum1912.05.12
Anmerkungen"Wir wollen doch, daß überall die Schuleinrichtungen den vorhandenen Kräften der vorhandenen Lehrer, den vorhandenen Neigungen der vorhandenen Schüler gemäß sind. Und Gott sei Dank sind das Mächte, die auch nicht in zwei Dörfern des Deutschen Reiches vollkommen gleich sind. Gerade diese außerordentliche Vielgestaltigkeit des deutschen Geistes ist es ja, die den ungeheuren geistigen Wert des deutschen Volkes für die Menschheit ausmacht. Also nichts liegt uns ferner, als eine Uniformierung der Schulen anzustreben, am wenigsten eine Uniformierung in unserem Sinne." (S.213) ..................................................... [Autorität] "Die Autorität, die der Lehrer bei uns hat, ist keine andere, als die ein älterer Spielgenosse bei jüngeren Spielgenossen vermöge seiner größeren geistigen und sittlichen Reife naturgemäß hat." (S.214) ..................................................... "Was kann denn nun von all den Sachen, die wir da in der Hauslehrerschule machen, für die öffentlichen Schulen in Betracht kommen? In wieweit können diese Bestrebungen überhaupt in öffentlichen Schulen nutzbar gemacht werden?" (S.214) ..................................................... "Also bei dem Unterschied der bisherigen von den erstrebten Schulen handelt es sich um den Übergang vom dogmatischen zum heuristischen Unterricht." (S.214) ..................................................... [Vergangenheitsschule; Zukunftsschule] "Die bisherigen Schulen sind alle nach der Vergangenheit hin orientiert. Das war berechtigt, als man die eigentliche Kulturhöhe der Menschheit in der Vergangenheit suchte; im klassischen Altertum , und in der ganzen gegenwärtigen Entwicklung nur eine Art von Epigongenkultur sah; es ist nicht mehr gerechtfertigt, wenn wir uns auf den Boden der modernen Naturwissenschaften stellen, die ein beständiges Fortschreiten der menschheit und ganz besonders auch der wissenschaftlichen Entwicklung als selbstverständlich annehmen. Schulen, die auf dieser Überzeugung gegründet sind, können sich gar nicht nach der Vergangenheit orientieren, weil diese Orientierung falsch ist, sobald die erzogenen Kinder herangewachsen sind. Es gibt nur wenige wissenschaftliche Lehrmeinungen, die sich über dreißig Jahre erhalten. Deswegen verlangen wir die Orientierung der Schule auf die Zukunft. Und damit ist ganz von selbst die Abkehr von allem Dogmatismus gegeben. Damit ist ganz von selbst das heuristische Verfahren als das allein mögliche uns aufgenötigt, d.h. uns, die wir dieselben Überzeugungen haben." (S.215)
ArchivDIPF/II/B/H/III [25]
SignaturDIPF/II/B/H/III [25]
SchlagworteAutorität
Lehre
Lehrer
Reformation der Schule
Schule
Schüler
Zukunftsschule
Abteilungen2